Der Koch, der den Winter kochte
Sein Haus hatte einen Schornstein, aus dem es jeden Abend qualmte, wie aus einer Fabrik. Man konnte den Qualm und die Spitze einer hohen dunklen Tanne vom Dorf aus sehen und schon oft fragten sich Leute, die neu in das Dorf im Tal kamen, ob es dort hinten brannte. Doch dann erklärten ihnen die Leute, die schon länger im Dorf im Tal lebten, dass es nur der Qualm aus dem Schornstein vom Haus des alten Kochs war, den sie jeden Abend aufsteigen sahen. Dabei wussten sie aber nicht, dass ...
Weihnachten in aller Freundschaft
Mein Kollege Friedrich und ich fanden uns im letzten Jahr gemeinsam am 27. Dezember etwas missgelaunt in unserer Anwaltskanzlei ein, weil wir den Jahresausklang mit Arbeit unterbrechen mussten. Auf uns warteten eine Menge Akten, aber wir hatten keine rechte Lust, sie zu bearbeiten. Also saßen wir lieber bei einem Kaffee zusammen und erzählten uns unsere Erlebnisse aus den Weihnachts-tagen. „Also…“, sagte mein Kollege lächelnd. „Meine Frau und ich sind am 24. doch tatsächlich zu einer guten ...

Es war einmal ein armer Schuster, der hieß Martin und lebte in einem Keller. Durch das kleine Kellerfenster konnte die die Menschen sehen, die draußen auf der Straße vorübergingen. Zwar sah er nur Ihre Füße, doch erkannte er jeden an seinen Schuhen. Fast alle diese Schuhe hatte er schon ein- oder zweimal in seinen Händen gehabt. Schon seit vielen Jahren arbeitete Martin in dem Keller, der ihm zugleich Werkstatt und Wohnung war. Von morgens bis abends schnitt er Leder zurecht, nagelte neue So

Das Fährschiff ist voll bis zum Gehtnichtmehr. Irgendwo hing früher ein Schild: „Zahl der zugelassenen Fahrgäste: 80". Aber ich sehe im Gedränge das Schild nicht. Von wegen 80! Heute sind mindestens 100 Menschen auf der Fähre. Ob der Kapitän da nicht eingreifen ...? Aber es ist das letzte Schiff vor Heiligabend. Da wollte man niemanden an der Gangway stehen lassen. Die jungen Leute haben es offenbar besonders eilig. Ein Mädchen in einer dunkelroten, flauschigen Jacke fragt ...
Am Abend vor dem 6. Dezember stellt Lukas seine Winterstiefel vor die Tür und nimmt sich fest vor: Diese Nacht bleibe ich wach und beobachte den Nikolaus. Er ist schon ganz aufgeregt, aber irgendwann werden seine Augen müde und schon ist er eingeschlafen. Als er am nächsten Morgen aus seinem Zimmer rennt, sind seine Stiefel mit Keksen und Schokolade gefüllt. Lukas freut sich, aber ein bisschen enttäuscht ist er schon. Zum Trost erzählt sein Vater ihm am Frühstückstisch die Geschichte vom ...

Einer meiner Jagdfreunde war katholischer Pfarrer. Er war ein waidgereichter Jäger und großer Naturfreund. Was mich aber ganz besonders für ihn einnahm war seine vorbildliche Toleranz. Weil wir viel miteinander auf die Jagd gingen, ergab es sich, dass sich zwischen uns eine Freundschaft entwickelte und er fast jede Woche einmal bei meiner Frau und mir zu Gast war. Da fragte ihn meine Frau eines Tages, ob er nicht für unseren damals fünfjährigen Buben den Nikolaus machen wolle.
Als ich dieses Jahr meine Pyramide und die Krippe und die zweiunddreißig Weihnachtsengel wieder einpackte, behielt ich den letzten in der Hand. "Du bleibst", sagte ich. "Du kommst auf meinen Schreibtisch. Ich brauche ein bisschen Weihnachtsfreude für das ganze Jahr." "Da hast du aber Glück gehabt", sagte er. "Wieso?" fragte ich ihn. "Na, ich bin doch der einzige Engel, der reden kann." Stimmt! Jetzt erst fiel es mir auf. Ein Engel, der reden kann? Das gibt es ja gar nicht! In meiner ...

René, zwölf Jahre alt, verdiente sich in einem kleinen Vorort von Paris morgens zwischen fünf und sieben Uhr ein Taschengeld. Er fuhr auf einem alten Lieferfahrrad dem Bäcker Pierrefeu die Brötchen aus. Dabei begegnete er jedes Mal auf der Rue Bonaparte einem geschlossenen Trupp deutscher Kriegsgefangener, die tagsüber im Steinbruch Granitwürfel brechen mussten. Wenn der Wind von den Bergen herabstrich, konnte man den hellen Klang der Hämmer hören. Alle trugen graue, zerschlissene Uniformen.